Ein Zuhause sollte nicht nur ein Ort zum Wohnen sein, sondern ein Raum, der mitdenkt und mitwächst. Besonders mit zunehmendem Alter oder eingeschränkter Mobilität ändern sich die Anforderungen an die Wohnsituation. Was früher als selbstverständliche Bewegungsfreiheit galt, kann heute zur täglichen Herausforderung werden. Dennoch muss der Verzicht auf Komfort nicht akzeptiert werden. Vielmehr liegt der Schlüssel in der intelligenten Anpassung. Wohnkomfort bedeutet heute, sich frei bewegen zu können – in jedem Raum, auf jeder Etage, ohne Hindernisse. Dabei geht es nicht um sterile Barrierefreiheit, sondern um durchdachte Details, die den Alltag erleichtern. Angefangen bei den Bodenbelägen bis hin zur Gestaltung von Eingängen spielt jedes Element eine Rolle. Wer rechtzeitig plant, kann langfristig sicher, bequem und unabhängig wohnen.
Barrierefreiheit beginnt im Kopf
Oft wird Barrierefreiheit erst dann ein Thema, wenn der Bedarf plötzlich eintritt. Ein Sturz, eine Erkrankung, eine Operation – und schon werden alltägliche Wege zu unüberwindbaren Hürden. Dabei liesse sich vieles vermeiden, wenn die Planung frühzeitig erfolgt. Die meisten Massnahmen lassen sich ohne großen baulichen Aufwand umsetzen. Ein schwellenloser Zugang zur Terrasse, rutschhemmende Fliesen im Bad oder gut erreichbare Schalter sind keine Luxuslösungen, sondern praktische Helfer. Auch optisch lassen sich barrierefreie Elemente harmonisch in moderne Wohnkonzepte integrieren. Wichtig ist, dass das Thema nicht mit Krankheit oder Alter belegt ist, sondern als Teil moderner Architektur begriffen wird. Wer heute baut oder renoviert, sollte Bewegungsfreiheit gleich mitdenken – unabhängig vom aktuellen Bedarf. Denn Barrierefreiheit nützt allen, nicht nur Menschen mit Einschränkungen.

Stufenlos durch das ganze Haus
Eine der grössten Herausforderungen in Einfamilienhäusern ist die Verbindung zwischen Etagen. Klassische Treppenlösungen stossen schnell an ihre Grenzen, wenn körperliche Einschränkungen hinzukommen. Eine praktikable und optisch ansprechende Lösung bietet hier der Treppenlift mit Plattform. Im Gegensatz zu herkömmlichen Sitzliften erlaubt er die Mitnahme von Rollstühlen oder Gehhilfen und bietet so maximale Flexibilität. Die Plattform lässt sich bei Nichtgebrauch einklappen und beansprucht dadurch nur wenig Platz. Viele Modelle sind mit Sicherheitsbügeln, Notstopp-Funktionen und sanfter Anfahrt ausgestattet. Die Steuerung erfolgt über Bedienelemente am Gerät oder per Fernbedienung – auch per App ist möglich. Je nach baulicher Situation können die Lifte an geraden oder kurvigen Treppen montiert werden, sowohl innen als auch aussen. Wer auf diese Technik setzt, erhält nicht nur Bewegungsfreiheit zurück, sondern wahrt auch die Eigenständigkeit im eigenen Zuhause.
Checkliste: Wichtige Punkte für ein barrierefreies Haus
| Bereich | Empfohlene Massnahme | 
|---|---|
| Zugänge | Stufenlose Wege, automatische Türantriebe, Bewegungsmelder | 
| Eingangsbereich | Ausreichende Bewegungsfläche, ebener Bodenbelag | 
| Innenräume | Breite Durchgänge, rutschfeste Bodenmaterialien | 
| Badezimmer | Bodengleiche Dusche, Haltegriffe, unterfahrbarer Waschtisch | 
| Küche | Verstellbare Arbeitsplatten, gute Erreichbarkeit von Geräten | 
| Licht & Schalter | Kontrastreiche Bedienfelder, niedrige Schalterhöhe | 
| Treppenbereich | Liftlösungen, Geländer auf beiden Seiten | 
Interview mit Architektin Julia Niemann
Julia Niemann plant seit über 15 Jahren Wohnräume mit Fokus auf altersgerechtes und barrierefreies Bauen.
Wird barrierefreies Wohnen in der Praxis genug mitgedacht?
„Leider noch viel zu selten. Meistens beschäftigen sich Menschen erst mit dem Thema, wenn es schon akut wird. Dabei könnten viele Hürden durch vorausschauende Planung vermieden werden.“
Was sind typische Fehler beim Umbau?
„Oft wird zu kurzfristig gedacht. Statt das Gesamtkonzept zu berücksichtigen, wird nur punktuell angepasst. Das führt zu Lösungen, die im Alltag wenig nützen oder nicht zukunftsfähig sind.“
Welche Massnahmen bringen den grössten Effekt?
„Ein durchgängiger, stufenloser Zugang zu allen Wohnbereichen ist zentral. Dazu gehören schwellenfreie Übergänge, ausreichend Platz zum Manövrieren und klar strukturierte Raumaufteilungen.“
Wie steht es um die Optik solcher Lösungen?
„Viele fürchten, barrierefreies Wohnen sei gleichbedeutend mit Krankenhausoptik – das stimmt längst nicht mehr. Moderne Lösungen sind technisch ausgereift, funktional und optisch hochwertig.“
Was kostet ein barrierefreier Umbau durchschnittlich?
„Das hängt stark vom Umfang ab. Einzelne Massnahmen wie Türverbreiterungen oder Haltegriffe sind günstig, aufwendigere Systeme wie Lifte schlagen deutlich höher zu Buche. Wichtig ist eine gute Beratung.“
Gibt es Fördermöglichkeiten?
„Ja, sowohl auf Landes- als auch auf Bundesebene. Die KfW bietet z. B. Zuschüsse für barrierereduzierende Massnahmen. Auch Pflegekassen unterstützen, wenn ein Pflegegrad vorliegt.“
Was raten Sie Bauherren oder Renovierenden?
„In Szenarien denken. Wer heute ein Haus plant, sollte sich fragen: Was ist in 10 oder 20 Jahren wichtig? Flexible Raumkonzepte machen es einfacher, auf Veränderungen zu reagieren.“
Herzlichen Dank für das fundierte Fachwissen und die praktischen Hinweise.

Komfort, der bleibt
Barrierefreiheit ist keine Einschränkung, sondern eine wichtige und zugleich nützliche Erweiterung. Sie ermöglicht es schliesslich, den Alltag auf eigene Weise zu gestalten – mit Sicherheit, Komfort und Unabhängigkeit. Besonders im privaten Wohnraum spielt das eine zentrale Rolle. Wer sich heute für entsprechende Massnahmen entscheidet, trifft nicht nur eine technische, sondern eine bewusste Entscheidung für Lebensqualität. Dabei geht es nicht um möglichst viel Ausstattung, sondern um gezielte Lösungen, die wirklich genutzt werden. Barrierefreies Wohnen ist individuell. Es orientiert sich an Bedürfnissen, Bewegungsgewohnheiten und räumlichen Gegebenheiten. Technik, Architektur und Design arbeiten hier Hand in Hand. Das Ergebnis: Ein Zuhause, das mitdenkt – heute und morgen. Barrierefreiheit schafft Räume, die sich dem Menschen anpassen – nicht umgekehrt. Wer frühzeitig investiert, gewinnt langfristig an Freiheit, Selbstbestimmung und Wohnqualität.
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